Win-win-win beim Vintage-Shopping: Gebrauchtes schont das Portemonnaie, feilt am ökologischen Fußabdruck und füllt unsere Wohnungen mit Unikaten. Aber hat der Secondhand-Hype auch Zukunft? Oder ist er schneller wieder vorbei, als er begonnen hat?
Retro ist en vogue. Gerade in Deutschland kommt die So-gut-wie-neu-Ware ausgezeichnet an. Aktuelle Studien einer renommierten deutschen Datenbank können das nur bestätigen. Schon im Jahr 2021 kauften rund 47 Prozent der Proband:innen Secondhand. 2023 waren es nochmals mehr: 55 Prozent der Studienteilnehmer:innen shoppten gebraucht. Unsere Nachbarländer tun es uns gleich, allen voran Österreich. Mehr als 60 Prozent der Befragten haben 2023 mindestens einen Secondhand-Artikel gekauft.
Der Champion unter den Secondhand-Waren ist nach wie vor Kleidung. Auf Rang zwei landen gebrauchte Bücher, Filme, Musik und Games. Der dritte Platz geht an das Schuhsegment, dicht gefolgt von Accessoires und Handtaschen. Selbst bei Unterhaltungselektronik schlägt das Secondhand-Herz inzwischen höher. Gebrauchte Fernseher, Spielekonsolen, Smartphones und Tablets liegen im Trend.
Doch das ist erst der Anfang der Retro-Bewegung. Laut einer PwC-Studie aus dem Jahr 2023 wird der deutsche Gebrauchtwarenmarkt noch weiter über sich hinauswachsen, vor allem im Fashion-Segment. Bis 2025 rechnet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit fünf bis sechs Milliarden Euro Volumen im Secondhand-Modemarkt.
Es muss nicht immer neu sein. So gut wie neu tut es auch. Warum? Hier sind 5 gute Gründe, öfter mal Secondhand zu shoppen.
Traurig, aber wahr: Mit jedem neuen Produkt beuten wir unseren Planeten ein klein wenig mehr aus. Ungefragt bedienen wir uns an seinen natürlichen Ressourcen wie Wasser oder Baumwolle. Wir bestehlen ihn sozusagen. Und was geben wir ihm für die großzügigen Gaben zurück? Eine Extraportion Schadstoffe. Mit Stickstoffen, Schwermetallen oder Kohlenmonoxid belasten wir unsere Umwelt.
Aber das war noch nicht alles: Denk nur an den ganzen Verpackungsmüll. Ob Kleiderschrank, Smartphone, Winterjacke oder Fahrrad – Neuwaren sind oft doppelt und dreifach verpackt. Hauptsache, die Ware kommt unversehrt bei den Kund:innen an. Überfüllte Mülldeponien sind da Nebensache.
Kein Wunder, dass die Umwelt bei Secondhand aufatmet. Keine geklauten Ressourcen, keine neuen Schadstoffe, kaum Verpackungsmüll – was will Mutter Natur mehr?
Werfen wir einen Blick in die Textilfabriken von Bangladesch, China oder Kambodscha. Die Näher:innen arbeiten für einen Hungerlohn. Ein Vollzeitjob reicht hier kaum zum Leben. Zum Beweis: Eine Näherin in Bangladesch verdient im Schnitt 40 Euro pro Monat. Dafür schuftet sie jeden Tag mehr als 10 Stunden und kümmert sich nach Feierabend auch noch um den Haushalt.
Sagst du Nein zu Neuware, sagst du auch Nein zur sozialen Ausbeutung von Frauen und Mädchen in Schwellenländern. Denn jedes neue Billigshirt ist wie ein Ja zum Dumping-Lohn.
Vintage-Shopping ist günstiger. Gerade bei hochpreisigen Luxusgütern und Designerstücken lohnt sich der Besuch im Secondhand-Store, in Online-Communitys oder auf Flohmärkten. Mit etwas Glück machst du den Schnapper des Jahres.
Übrigens: Gerade bei Baby- und Kinderkleidung zahlt sich Secondhand aus. Oft passen die Klamotten nämlich nur wenige Monate lang. Schnell ist die Hose zu kurz oder der Strampler zu eng. Ein Garderobenwechsel ist gefragt, aber wenn schon Garderobenwechsel, dann bitte günstig.
Eine Stones-Schallplatte aus den 70ern, ein Paar Sneakers aus einer limitierten Kollektion, eine signierte Erstausgabe der Lieblingsautorin – genau diese Raritäten erwarten dich beim Vintage-Shopping. So erweiterst du dein Hab und Gut nicht mit Möbeln, Klamotten und Büchern von der Stange. Du erweiterst es mit Unikaten.
Wo wir schon bei Unikaten sind: Gebrauchtes kannst du wunderbar upcyceln. Sprich: Schon mit kleinen Kniffen kreierst du neue Schätze. Wie wäre es zum Beispiel mit einem selbst gemalten Einband für den Abenteuerroman? Den Nachttisch pimpst du mit bunten Knäufen auf. Und die vegane Lederjacke aus den 80ern kann ruhig ein paar Aufnäher von deinen Lieblingsbands vertragen.
Auf in die zweite Runde statt in die Tonne: Für viele Menschen in Deutschland hat sich die Sichtweise zu Secondhand-Ware im Laufe der Jahre stark verändert.
Wie nachhaltig ist eigentlich ein Buch? Und wie lässt sich sein ökologischer Fußabdruck – pardon Buchabdruck –reduzieren?
Wo gibt es die aktuellsten und interessantesten Fakten rund um Nachhaltigkeit und achtsamen Konsum neben dem Momox Ratgeber?